Unsere Erinnerungen sind fehlerhaft. Sie verfälschen sich meist unbewusst, da unser Gehirn sie mit Träumen, Wunschvorstellungen oder anderen Erinnerungen vermischt.
Erinnerungsfehler im Experiment
Im Jahre 1912 organisierte Hugo Münsterberg ein Experiment vor Gelehrten, das zu beweisen versuchte, dass unser Gedächtnis Fehler macht. Das geheime Setting des Experimentes: Während der Jahrestagung stürmt plötzlich ein Clown gefolgt von einem schwarz Geschminkten in die Räumlichkeiten. Die dort tagenden Psychologen und Juristen werden Zeugen einer wilden Rauferei. Anschließend fällt sogar ein Schuss. So überraschend die beiden erscheinen, so schnell verschwinden sie wieder.
40 Teilnehmer werden nach dem Ablauf befragt: Eine Aussage ist einigermaßen korrekt, bei 13 fehlen 50% der Fakten, 10% der Aussagen waren absolut falsch. 36 Teilnehmer behaupten, der Verfolger hätte eine Kopfbedeckung getragen obwohl er keine trug.
Bewusste Erinnerungsfehler
In geselligen Runden erzählen wir gerne Erlebnisse aus der Vergangenheit. Um diese Erlebnisse für die Zuhörer interessanter zu gestalten, werden sie hier und da justiert. Das heißt, wir dichten Dinge dazu und lassen anderes einfach weg. Je öfter wir jetzt dieses „neue“ Erlebnis erzählen, desto mehr sind wir von dem erfundenen Inhalt überzeugt und glauben daran, dass dieser auch exakt so stattgefunden hat. Damit haben wir unser eigenes Gedächtnis manipuliert!
Unsere Erinnerung ist konstruiert, das sagt unter anderem die Gedächtnisforscherin Elizabeth Loftus. Sie sagt, dass unser Gehirn Teile von Erinnerungen mit anderen Erinnerungen kombinieren kann, die dann zu ganz neuen Erinnerungen führen. Das passiert im Gegensatz zu oben Beschriebenem unbewusst.
Sie sagt, dass sogar Suggestivfragen vor Gericht die Erinnerung des Zeugen beeinflussen können. In einem ihrer Experimente hat sie den Teilnehmern manipulierte Fotos aus der Vergangenheit gezeigt, woraufhin sich die Teilnehmer an Ereignisse erinnert haben, die nie stattgefunden haben.
Mein Tipp: Bevor Sie mit Kollegen, Freunden oder Familie über Ihre Erinnerungen sprechen, hinterfragen Sie diese sorgfältig. Die Erlebnisse haben möglicherweise nie stattgefunden.
Herzliche Grüße,
Frank Thiel
Trainer für Kunden- und Gästekommunikation im Tourismus
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